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Zürich 2
22.06.2024

Traditionelles «Märli» sanft modernisiert

Der Zauberspruch wirkt schon bei den Proben (v. l.): Aschenputtel (Mirjam Baur) erhält Hilfe von der guten Fee (Jasmin Gasser).
Der Zauberspruch wirkt schon bei den Proben (v. l.): Aschenputtel (Mirjam Baur) erhält Hilfe von der guten Fee (Jasmin Gasser). Bild: Pascal Turin
Der Sihlwald wird auch dieses Jahr wieder zur Märchenbühne: Das Theater NI&CO führt in Koproduktion mit dem Turbine Theater «Aschenputtel» auf. In einer frischen, schweizerdeutschen Version holen die Theaterschaffenden die berühmte Geschichte aus der verstaubten Märchenkiste.

Pascal Turin

Die Stimmung im Turbine Theater in Langnau am Albis ist entspannt. Gerade sind Proben für das Stück «Aschenputtel». «Du hast wiirgglig statt würklich gesagt», tadelt Tanja Hoppler schmunzelnd und blickt von ihren Notizen hoch. Mirjam Baur, als Aschenputtel der eigentliche Star der Show, versucht sich die zürichdeutsche Aussprache des Worts genau einzuprägen. Nicht ganz einfach für die Schauspielerin, die aus Basel kommt. «Wir wiederholen die Szene nochmals», findet Hoppler. Beim dritten Mal ist die Regisseurin, die früher in Adliswil gewohnt hat, zufrieden.

Das Theater NI&CO führt dieses Jahr in Koproduktion mit dem Turbine Theater wieder ein Märchen auf. Gespielt wird im Pavillon des Besucherzentrums Sihlwald des Wildnisparks Zürich. Auf der Bühne stehen neben Baur auch Jasmin Gasser, Beat Gärtner, Corina Good, Angela Hunkeler, Gianni Pfister und Reto Stalder. Regie führt Hoppler, der Text stammt von Nico Jacomet.

Böse Tante statt böse Stiefmutter

Gezeigt wird vom 6. bis zum 28. Juli eine mit Fingerspitzengefühl modernisierte Version für Kinder auf Zürichdeutsch. Von «Aschenputtel» existieren ganz verschiedene Varianten, ob jene der Brüder Grimm oder die Zeichentrickfilm-Adaption «Cinderella» von Walt Disney.

«Wir versuchen, die stereotypen Rollenbilder aufzubrechen», sagt Hoppler. Aschenputtel hat keine böse Stiefmutter und dafür eine eher fiese Tante, die von Angela Hunkeler aus Wipkingen verkörpert wird. Die Stiefschwestern werden in der Version von Jacomet zu Cousine und Cousin, gespielt von Corina Good aus dem Kreis 6 sowie Gianni Pfister. Aschenputtel wird nicht einfach an einen Ball eingeladen, sondern darf an einem Modewettbewerb teilnehmen. Denn trotz aller Freiheiten, die sich die Theaterschaffenden nehmen – auf den Schuh als wichtiges Symbol wollten sie nicht verzichten.

«Bei uns entwirft Aschenputtel ihre eigenen Schuhe – ob sie damit den Wettbewerb gewinnt, verrate ich jetzt aber nicht», sagt Hoppler. Natürlich nicht fehlen darf die gute Fee (Jasmin Gasser), die nicht nur zaubern kann, sondern im Nebenjob wahrscheinlich als Motivationscoach arbeitet. Und Reto Stalder, der im echten Leben im Kreis 4 wohnt, spielt den Prinzen entschieden unaristokratisch. Hoppler: «Es wird sehr bunt, wir haben viele tolle Charaktere.»

Das Stück eignet sich für Kinder ab vier Jahren – aber auch Erwachsene haben Grund zum Schmunzeln. Der Höhepunkt ist, wenn die Schiebetüre hinter der Bühne geöffnet wird und man dem Publikum so den Blick in die Natur ermöglicht. Dann wird der Sihlwald zum Märchenwald.

Premiere: Samstag, 6. Juli, 14  Uhr. Weitere Daten und Tickets unter: www.theaterniundco.ch

Pascal Turin/Zürich24