Die Orell-Füssli-Buchhandlung am Stadelhofen ist voll mit Fans von Andreas Russenberger. Mitten in den Sommerferien liest der Autor aus seinem neusten Werk «Bellevue». Es ist eine rasante Story über die Uni, den Zürcher Tatort, und die Streitereien innerhalb der kantonalen Sicherheitsdirektion inklusive Kripo. Nutzte Russenberger sein Bankerwissen im Vorgänger-Krimi «Paradeplatz», weiss er nun in «Bellevue» seine Uni-Erfahrungen und allgemein seinen Schalk einzubringen. Er scheut sich nicht, den oft allzu ernsten Zürcher Tatort auseinanderzunehmen. Und übrigens: Die Street Parade kommt auch vor, die Erpresser schreiben jenes Gewusel für eine Lösegeldübergabe vor. Oder ist das schon ein Spoiler?
Doch Russenberger selber erzählt im ersten Stock des Orell Füssli einiges über seinen neusten Wurf. Dank der Moderatorin Marina Villa driftet der Abend nie in die oft so länglichen und humorlosen
Leseabende ab. Das hängt aber sicher auch mit Russenbergers Lebenslauf zusammen. Der ehemaligen Gymnasiallehrer war als Fussballtrainer tätig und betrieb Triathlon. Beruflich sattelte er um und stieg bis zum globalen Leiter der CS-Vermögensverwaltung auf. Noch vor dem grossen Crash machte er seinen Traum wahr und wurde Romanautor. Eben hat er den Wohnort Erlenbach getauscht mit jenem in Arosa in den Bündner Bergen.
Engagement in der Szene
Dass er seine aktuelle Berufung ernst nimmt, zeigt sein Engagement im Vorstand des Schweizer Autoren-Verbandes AdS (ehemals Schriftstellerverband und Gruppe Olten). Hört man Russenberger zu, etwa wenn er von seinem neusten Werk, Kurzgeschichten in und um Arosa, spricht, merkt man, warum er so erfolgreich ist. Es ist ein Feuer, das ansteckt, im Sinne von: «Lebe deinen Traum!» Man muss (ehemalige) Banker nicht unbedingt lieben, aber Russenberger (56) tut der Schreibzunft einfach gut.