Bereits vor Christus gegründet, nahm die römische Siedlung Vitudurum um 30 n. Chr. auf dem heutigen Kirchhügel von Oberwinterthur Gestalt an. Hier entstand ein weitläufiges Zentrumsquartier mit Tempeln, einem Marktplatz und einer Badeanlage. Besonders spannend: Hinweise deuten darauf hin, dass die Götter Merkur und Jupiter Dolichenus hier verehrt wurden.
Vom Zentrum zur Festung
Im 3. Jahrhundert erlebte Vitudurum einen tiefgreifenden Wandel. Die ehemals pulsierende Siedlung wurde abgetragen, um einer Befestigungsanlage Platz zu machen. Eine Inschrift aus dem Jahr 294 n. Chr. belegt, dass der römische Kaiser Diokletian den Bau der Wehranlage veranlasste, vermutlich als Schutz gegen Bedrohungen in einer instabilen Zeit.
Handel, Genuss und Schnecken
Neben militärischen Aspekten liefern die neuesten Funde auch spannende Erkenntnisse über den römischen Alltag. So wurde nachgewiesen, dass die Bewohner von Vitudurum Schnecken als Delikatesse verspeisten, eine kulinarische Gewohnheit, die auch in anderen Teilen des Römischen Reichs verbreitet war. Zudem belegen chemische Analysen von Tafelgeschirr weitreichende Handelsbeziehungen. Vitudurum stand in Verbindung mit Zentren wie Trier, Augst und sogar Nordafrika.
Die neuen archäologischen Erkenntnisse erweitern das Verständnis von Vitudurum erheblich und zeigen, wie tief Winterthur in der römischen Welt verwurzelt war. Weitere Forschungen dürften das Bild dieser faszinierenden Vergangenheit noch weiter schärfen.