Mit hohem Kamin steht sie unübersehbar da, die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Hagenholz, ein Wahrzeichen und Mahnmal unserer Wegwerfgesellschaft in Zürich Nord. Anstrengungen zur Abfallvermeidung werden zwar unternommen, doch unsere Abfälle werden dennoch zunehmen, des erwarteten Bevölkerungswachstums und der regen Bautätigkeit wegen. Immerhin: Energie aus Abfall gilt als überwiegend CO2-neutral.
So ist seit 2019 die Planung einer dritten Verbrennungslinie im Hagenholz im Gang. Sie soll die Entsorgungssicherheit im Kanton und in der Stadt Zürich sicherstellen und wichtige Voraussetzungen zur Erreichung der städtischen Klimaziele schaffen. Nun meldet der Stadtrat, er werde beim Gemeinderat dafür neue, einmalige Ausgaben in der Höhe von 367Millionen Franken beantragen. Die Vorlage werde nach der Beratung im Gemeinderat der Stimmbevölkerung zur Abstimmung vorgelegt.
Laut der Medienmitteilung sollen die Verbrennungskapazitäten der KVA Hagenholz mit der dritten Linie von heute 240000 auf 360000Tonnen pro Jahr steigen. Weiter heisst es, das Hagenholz verzeichne (Stand 2020) «die höchste Netto-Energieeffizienz aller schweizerischen KVA». Auf Anfrage verweist Tobias Nussbaum von Entsorgung + Recyling Zürich (ERZ) auf eine Vergleichsstudie im Auftrag des Bundesamts für Energie: Laut ihr erreicht das Hagenholz mit Abstand den besten Wert der 30KVA hierzulande.
Mehr als Schall und Rauch(gas)
Woran liegt das? Nussbaum führt das gute Resultat «auf das grosse Fernwärmenetz und die effiziente Stromgewinnung» zurück. Zürich hat also mit seinem grossen Fernwärme-Einzugsgebiet eine Art Standortvorteil. Und die Effizienz? Soll noch besser werden. Die Stadt kündigt an, die Gesamtwärmeleistung werde sich dank «Optimierungen bei der Wärmerückgewinnung» verdoppeln.
Das wollen wir doch etwas genauer wissen. Tobias Nussbaum erklärt es so: «Eine Neuerung ist die Wärmerückgewinnung bei der Rauchgasreinigung. Sie wird auch bei den zwei bestehenden Verbrennungslinien zu einer Erhöhung der Energieeffizienz um je etwa 15Prozent führen. Zusammen mit dem Kapazitätsausbau um 50Prozent ergibt sich eine gegenüber heute um 100Prozent gesteigerte Wärmeleistung.» Der CO2-neutrale Anteil des Energiemixes der ERZ-Fernwärme könnte dadurch von heute 70 auf künftig 80Prozent steigen. Manchmal gehen Verbesserungen eben in Rauch auf.