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Züriberg
26.04.2023
28.04.2023 09:56 Uhr

So sieht das ehemalige Manor-Gebäude jetzt aus

Hier befand sich früher der Manor an der Bahnhofstrasse. Aktuell wird das Gebäude umgebaut.
Hier befand sich früher der Manor an der Bahnhofstrasse. Aktuell wird das Gebäude umgebaut. Bild: Pascal Turin
Im früheren Manor-Warenhaus an der Bahnhofstrasse kehrt bald wieder Leben ein: Nach aufwendigen Sanierungs- und Umbauarbeiten eröffnen im Oktober die ersten Shops, 2024 werden dann auch die in den oberen Geschossen neu geschaffenen Büroflächen bezogen.

Knapp ein halbes Jahr vor dem Bezug seien alle Flächen im markanten Gebäude vermietet, sagte Giorgio Engeli, der bei Swiss Life das Portfoliomanagement leitet, am Mittwoch bei einer Baustellenführung.

Das 1911 erstellte Gebäude, in dem zunächst der Kaufmann Julian Brann ein reines Warenhaus führte und das dann nacheinander Oscar Weber, Vilan und Manor als solches nutzten, wird nun – wie an vielen vergleichbaren Orten – einer hybriden Shop-Büro-Nutzung zugeführt.

Im Unter- und Erdgeschoss sowie in der ersten Etage sind im ehemaligen «Manor», den Swiss Life nun unter dem Namen «Brannhof» führt, diverse Verkaufsflächen vorgesehen.

Einziehen werden unter anderem der Autobauer General Motors und die zur H&M-Gruppe gehörende «moderne Mode- und Lifestylemarke» Arket. Zudem wird die Confiserie Teuscher das «Café Felix» eröffnen. Die weiteren Mieter wollen noch nicht genannt werden, wie Engeli sagte.

Im zweiten Obergeschoss wird ein japanischer Versicherungskonzern einziehen, die dritte bis fünfte Etage belegt Unternehmensberater McKinsey. Diese Büroflächen seien – gerade wegen ihre Zentrumslage und der Nähe zum Hauptbahnhof – sehr gefragt gewesen, so Engeli.

  • Noch ist der Blick aus dem Fenster auf die Pestalozziwiese durch die Baustelle versperrt. Bild: Pascal Turin
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  • Bis dieser Ort wie ein Laden des Automobilkonzerns General Motors aussieht, muss noch viel passieren. Bild: Pascal Turin
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  • Die Bleiverglasungen wurden sorgfältig restauriert. Bild: Pascal Turin
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  • Wer genau hinschaut, entdeckt hübsche Details wie diesen Hund, dessen Hinterteil allerdings fehlt. Bild: Pascal Turin
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  • Im Treppenhaus ist noch einiges zu tun. Bild: Pascal Turin
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  • Diese Wandfliesen haben noch kein Plätzchen. Bild: Pascal Turin
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  • Auf diesen Flächen wird dereinst der japanische Versicherungskonzern Sompo seine Büros beziehen. Bild: Pascal Turin
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  • Laut Giorgio Engeli, bei der Swiss Life zuständig für das Portfoliomanagement, sind alle Flächen vermietet. Bild: Pascal Turin
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  • Projektleiter Christoph Kling führte die Medienschaffenden durch das Gebäude. Bild: Pascal Turin
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  • Ab Mai spielen diese sechs Glocken einmal täglich die Melodie «Stairway to Heaven» von Led Zeppelin. Bild: Pascal Turin
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  • Einziehen wird auch das zur H&M-Gruppe gehörende Modelabel Arket. Bild: Pascal Turin
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Rockiges Glockenspiel und restaurierte Fenster

Mit der Umnutzung der beiden Liegenschaften 75 und 79 ging auch eine aufwendige Sanierung einher, wie Projektleiter Christoph Kling bei der Baustellenführung ausführte.

So wurden 498 Bleiverglasungen restauriert, die sich auf Seite Lintheschergasse über die gesamte Fassade hochziehen. Ebenfalls saniert wurden die über 100 Jahre alten Originalfenster. Auch die vier noch erhaltenen historischen Treppenhäuser des ehemaligen Warenhauses Brann wurden aufgefrischt, unter anderem mit Natursteinverkleidung und Messinghandlauf.

Der «Brannhof» erhält während der rund dreijährigen Bauarbeiten in Absprache mit der Denkmalpflege aber auch moderne Elemente, wie Kling erklärte. So wird etwa bei einem geplanten Shop die Fassade so angepasst, dass ein grösserer Zugang entsteht – andernfalls brächte der Autobauer seine Ausstellungsstücke nicht in den Laden.

An der Fassade wurden zudem sechs Glocken angebracht. Diese werden einmal am Tag zu einem zufallsgenerierten Zeitpunkt kurz «Stairway to Heaven» von Led Zeppelin anspielen. Mit diesem Kunst-am-Bau-Projekt will der Zürcher David Renggli die Passanten kurz innehalten lassen.

Mehrere hundert Arbeitsplätze

Im neuen «Brannhof» werden gemäss Swiss Life mehrere hundert Arbeitsplätze entstehen. Und dies langfristig, wie Giogio Engeli bei der Baustellenführung sagte. Es handle sich um Mietverträge, die im Durchschnitt zehn Jahre liefen.

Die Umbauarbeiten hatten sich wegen eines Rechtsstreits verzögert. Das Warenhaus Manor und die der Swiss Life gehörende Oscar Weber AG gelangten wegen ihres Vertrages, dessen Ablauf und Klauseln über Verlängerungen mehrmals an Gerichte. Ende Januar 2020 zog Manor dann aus.

«Warenhäuser haben eine wichtige Rolle»

Drei Fragen an Detailhandelsexperte Marcel Stoffel

1. Marcel Stoffel, der Manor ist schon weg, Jelmoli schliesst Ende 2024. In welche Richtung entwickelt sich die Bahnhofstrasse?

Der Wegfall von Manor und Jelmoli ist unbestritten ein Verlust, da beide Traditionsunternehmen imageprägend für die Bahnhofstrasse waren. Warenhäuser haben für Städte wie Zürich eine wichtige Rolle und Funktion und lassen sich nicht durch kleinteilige Retailflächen ersetzen.

2. Der Onlinehandel boomt: Wie müssen sich Warenhäuser wie das Glattzentrum verändern?

Der Onlinehandel macht lediglich ca. 12 Prozent am gesamten Detailhandelsumsatz aus und ist stark branchenabhängig. Letztes Jahr ging der Onlinekonsum sogar zurück. Der gesellschaftliche Wandel und die Konsumgewohnheiten stellen sowohl den stationären Handel als auch den Onlinehandel vor grosse Herausforderungen. Der Kunde ist nicht mehr König, sondern Kaiser. Das Erlebnis beim «Shoppen» wird immer wichtiger.

3. Hand aufs Herz: Kaufen Sie lieber online oder im Geschäft?

Die Frage wird mir oft gestellt. Ich kaufe jeweils dort ein, wo es für mich aufgrund der Bedürfnisse und Ansprüche am meisten Sinn macht. Das ist mehrheitlich im stationären Handel, da mir das Einkaufserlebnis und der Kontakt mit den Menschen wichtig ist. Zudem gehört es zu meinem Beruf, den stationären Handel zu beobachten – und ich liebe meinen Job.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Marcel Stoffel ist Detailhandelsexperte und Gründer des Branchenverbands Swiss Council of Shopping Places. Bild: zvg
Keystone-SDA/pat