«Dieses Jahr ist die Freude besonders gross. Ich kann Arbeiten von Riccardo Guasco ausstellen», sagt Marc Locatelli, der in Affoltern wohnt und selber ein wunderbar begabter Künstler und Illustrator ist. Seit vielen Jahren betreibt er mit grossem Enthusiasmus, vor allem Idealismus, auf der Rennbahn seine ureigene Galerie. «Guasco ist in der internationalen Illustratorenszene eine Riesennummer. Obschon seine Arbeiten in der ganzen Welt ausgestellt werden (New York, Los Angeles, Tokio und so weiter), sagte er spontan für eine Ausstellung in der sehr kleinen Kunstkabine auf der berühmten Offenen Rennbahn von Oerlikon zu.»
Wer ist Riccardo Guasco? Wenn man sich im weiten Internet durch die Welt der internationalen Velo-Szene klickt, bleibt der radsportaffine Surfer rasch einmal an seinen wunderbaren Illustrationen hängen.
In der Veloszene sehr präsent
Den vorläufigen Zenit seines Schaffens erreichte Guasco mit Arbeiten für das renommierte Magazin «New Yorker», was einem Gesamtsieg der Tour de France gleichkommt. In allen Foren, in allen Galerien sind seine Rennfahrer-Porträts und die poetischen Marathonplakate präsent. Seine Vielfalt an Ideen zu fast allen Themen ist beeindruckend und faszinierend. Mit präzisem Strich, feiner Ironie und knapper Farbpalette entführt er die Betrachter in sein enorm vielfältiges Bilderuniversum.
Seine Radsportbilder erzählen von seiner grossen Liebe für die historische Plakatkunst des 20. Jahrhunderts und für die heroischen Zeiten des (italienischen) Radrennsports. Das Interesse am Radsport hatte ein Dok-Film über den italienischen Radrennfahrer Fausto Coppi geweckt. Guasco faszinierte, dass Coppi nur immer im Profil gezeigt wurde. Das legendäre Bianchi-Rad sah man nicht. Die ganze Aufmerksamkeit galt dem markanten Gesicht von Coppi. In seiner Mimik waren die ganze Anstrengung, der einsame Kampf und das Leiden des «Campionissimo» (des «Meisters aller Meister») zu sehen.
Guasco fasziniert nicht die Velotechnik. Sein Interesse gilt dem Menschen auf dem Velo. Die Ästhetik von Mensch und Maschine, Tempo und Bewegung deckt sich mit seinem Interesse am Futurismus und am Konstruktivismus. Obwohl seine Werke von grossen Malern inspiriert sind, versteht er es ausgezeichnet, seinen unverkennbaren ganz persönlichen Stil zu entwickeln.
Eher der gemütliche Radler
Bei so viel Velobegeisterung könnte man meinen, dass er eifriger Teilnehmer an allen Velomarathon- und Eroica-Veranstaltungen sei, für die er die Plakate gestaltet hat. Dem ist aber nicht so. Guasco nutzt sein Velo, um auf die Piazza zu fahren, einen «Caffè» zu trinken, einzukaufen oder gelegentlich für eine Ausfahrt mit seinen Kindern in die schöne Landschaft rund um Alessandria, wo er 1975 geboren wurde. Die Gegend am südlichen Ende der Poebene scheint ein guter Nährboden für Campionissimi des Radsports zu sein. Unweit von Alessandria, in Castellania wurde einst Fausto Coppi geboren, die grosse Inspiration von Riccardo Guasco.