Ein Jahr nachdem Hitler kapituliert und Europa die Trümmer des Zweiten Weltkriegs beseitigt hatte, wollte die Schweiz mit einem zivilen Interkontinentalflughafen den internationalen Anschluss nicht verlieren. Nachdem sich die Bauern im Kanton Bern in den 1940er-Jahren vehement und erfolgreich gegen den Bau eines Interkontinentalflughafens auf wertvollem Ackerland bei Utzenstorf gewehrt hatten, fiel der Standortentscheid des Schweizer Parlaments auf das rund 12 Quadratkilometer grosse sumpfige Ödland des ehemaligen Artillerie-Waffenplatzes zwischen Kloten und Rümlang. Am Militärflugplatz Dübendorf, wo bis anhin fast alle zivilen Flugbewegungen abgewickelt und eher geduldet wurden, konnte kein derartiger Flughafen realisiert werden, weil die notwendige Hindernisfreiheit in der unmittelbaren Umgebung des Flugplatzes nicht gewährleistet war.
Der Bau des Flughafens war in Zürich wenig umstritten. «Da wir nicht am Meer liegen, ist der Anschluss an das Luftmeer umso wichtiger», sagte damals der Kantonsrat Graf. Der Voranschlag der gesamten Baukosten lag bei 68,9 Millionen Franken, wobei der Anteil des Kantons Zürich 34,9 Millionen Franken betrug. Am 5. Mai 1946 bewilligte das Zürcher Stimmvolk mit 105 703 Ja- zu 29 373 Nein-Stimmen an der Urne einen Kredit über 36,8 Millionen Franken, der teuerungsbedingt einem heutigen Betrag über 180 Millionen Franken entspricht. Jede Zürcher Gemeinde sprach sich für den Bau des Flughafens aus, am deutlichsten die Stadtzürcher.
Beim Bau Bomben entschärft
Der Flughafen Zürich-Kloten war bis dahin das grösste Bauunternehmen, das es jemals in der Schweiz gab. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen mit der Verlegung des Altbachs, und innerhalb von 23 Monaten wurden die Westpiste als erste Piste und das Barackendorf für die provisorische Passagierabfertigung fertiggestellt. Das von den Stimmbürgern gutgeheissene Projekt musste jedoch im Laufe der Bauarbeiten verschiedentlich angepasst werden, da die international gültigen Normen für den Bau interkontinentaler Flughäfen immer wieder abgeändert wurden. Da der neue Flughafen auf dem ehemaligen Artillerieübungsgelände zu liegen kommen sollte, musste das ganze Gebiet vor Inangriffnahme der eigentlichen Bauarbeiten auch mit Minensuchgeräten nach Blindgängern abgesucht werden, wobei man 157 Geschosse fand und vernichtete.
Im Anschluss daran folgte der Aushub für Pisten und Rollwege. Insgesamt wurde mehr als 1 Mio. Kubikmeter Erdreich abgetragen. Nach dem Aushub wurden die Entwässerungskanäle eingebaut, worauf das Pistenbett mit Kies, welches man am benachbarten Holberg abbaute, aufgefüllt wurde. Nun konnte der Betonbelag für Pisten und Rollwege eingebracht werden. Die zweischichtigen Betonplatten wiesen eine Stärke von 27 Zentimetern auf und wurden durch eine Armierung aus Stahldraht verstärkt. Zwei Wochen vor der Inbetriebnahme wurde noch heftig an der 1900 Meter langen und 60 Meter breiten Westpiste 10/28 gebaut. Nachdem auch die notwendigen funktechnischen und optischen Flugsicherungsanlagen erstellt worden waren, konnte am 14. Juni 1948 die Westpiste offiziell in Betrieb genommen werden.
Erstflug mit Militärtransporter
Bei regem Festbetrieb hob an dem denkwürdigen Tag auf der damals einzigen Piste 10/28 als erste Maschine eine Douglas DC-4 der Swissair in Richtung London ab. Die Maschine war nach dem Zweiten Weltkrieg für den zivilen Luftverkehr mit einer Kapazität für 55 Fluggäste umgebaut worden, nachdem sie zuvor in den Kriegsjahren als militärisches Transportflugzeug genutzt worden war. Das Flugzeug wurde von vier Sternmotoren angetrieben und erreichte eine maximale Flughöhe von 6800 Metern, wobei auf einer Höhe von 4265 Metern eine Maximalgeschwindigkeit von 451 Kilometern pro Stund erreicht wurde. Die Crew setzte sich aus zwei Piloten, zwei Flugbegleitern und einem Bordmechaniker zusammen. Auf Langstreckenflügen waren zusätzlich ein Funker und ein Navigator an Bord.
Die Festrede zur Einweihung der neuen Piste und zur Aufnahme des provisorischen Flugverkehrs hielt auf einem Rollsteg der Swissair der damalige Zürcher Baudirektor und Regierungsrat Jakob Kägi im Namen des Kantons als Flugplatzeigentümer. Vor dem ersten flugplanmässigen Start einer Swissair DC-4 nach London gab es für geladene Gäste einen Rundflug.
Ebenfalls am Tag der Eröffnung setzte auch erstmals eine DC-4 der Swissair aus Kairo kommend auf der Westpiste auf. Damit war der regelmässige Betrieb auf dem neuen, aber noch nicht ganz fertiggestellten Flughafen Zürich aufgenommen und das Tor zur grossen weiten Welt mit direktem Anschluss an die wichtigsten internationalen Handelsplätze geöffnet.
Am 27. Oktober desselben Jahres wurde die Flughafen-Immobilien-Gesellschaft als Nachfolgerin der Flugplatzgenossenschaft Zürich gegründet, die von 1933 bis 1948 den Flughafen Dübendorf-Wangen geführt hatte. Erster Chef der Flughafenverwaltung war William Bethge, der seit 1929 Zivilluftfahrtdirektor des Flugplatzes Dübendorf war. Nachdem am 17. November auch die 2600 Meter lange Blindlandepiste (die heutige Piste 16/34) eröffnet worden war, siedelte der gesamte Zivilluftverkehr von Dübendorf-Wangen nach Kloten um. Die eigentliche Eröffnung des Flughafens wurde aber erst fünf Jahre später, nach der Fertigstellung des Flughofs, mit dem kompletten Zürcher Regierungsrat gefeiert.
Schon vor Eröffnung angeflogen
Wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) berichtete, hat Arthur Welti als Reporter von Radio Zürich zwei Wochen vor der Inbetriebnahme den Flugplatz besucht, die Bauarbeiten beobachtet und sich unter anderem mit dem Chefpiloten der Swissair unterhalten. Der bekannte Ernst Nyffenegger erzählte ihm von seiner ersten Landung in Zürich im Januar 1948. Der Schweizer Luftfahrtpionier und einer der ersten Schweizer Linienpiloten war damals auch mit einer viermotorigen Douglas DC-4 von Istanbul Richtung Schweiz unterwegs. Wegen schlechten Wetters konnte die Maschine nicht wie vorgesehen in Genf landen und musste nach Zürich ausweichen. Gleichentags landete noch eine zweite Swissair-Maschine aus New York kommend ebenfalls in Zürich.