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Essen & Trinken
05.07.2023
05.07.2023 14:17 Uhr

Mit Mut für Neues den Sieg in der Tasche

Machte nach neun Folgen «MasterChef Schweiz» das Rennen: Corinne Venegas aus Albisrieden.
Machte nach neun Folgen «MasterChef Schweiz» das Rennen: Corinne Venegas aus Albisrieden. Bild: Lorenz von Meiss
Die Albisriederin Corinne Venegas konnte sich in der zweiten Staffel der Kochshow «MasterChef Schweiz» gegen 18 Kandidatinnen und Kandidaten durchsetzen. Zum Sieg verhalf ihr neben ihrer ruhigen und konzentrierten Art auch der Mut, in der Küche neue Wege einzuschlagen.

Lorenz von Meiss

Ihre ersten Kochversuche unternahm ­Corinne Venegas als kleines Mädchen im Badezimmer des Elternhauses in Endingen im Kanton Aargau. Das grosse, mit Kunststoff ausgekleidete Badezimmer war ideal, um verschüttetes Wasser aus den Kochtöpfen der Spielküche rasch wieder aufzunehmen. Stundenlang legte sie dort, gemeinsam mit ihrer Schwester, ­Nudeln in heissem Wasser aus dem Lavabo ein, bis die gewünschte Bissfestigkeit irgendwann erreicht war.

Mit einer vierkantigen Reibe wurden Karotten und anderes Gemüse aus dem eigenen Garten kleingerieben und ebenfalls in Wasser eingelegt. Im Laufe der Jahre schaute sie ihrer Mutter in der Küche immer mehr über die Schulter und das gemeinsame Zubereiten von Mahlzeiten entwickelte sich zum festen Bestandteil des Familienlebens. Schon damals brachte Corinne Venegas ihre eigenen Ideen mit ein und begann, bestehende Rezepte abzuändern oder zu ergänzen.

Anfang Juli wurde in der finalen Folge der zweiten Staffel von «MasterChef Schweiz» bekannt, wer von den 19 Kandidatinnen und Kandidaten das Rennen zum diesjährigen Masterchef gemacht hatte. Eine Jury zusammengesetzt aus dem Spitzenkoch Andreas Caminada, Sternekoch Nenad Mlinarevic und der Zürcher Köchin und Patissière Elif Oskan beurteilte die unterschiedlichsten Gerichte dabei nach verschiedenen Kriterien.

Bei den unzähligen Koch-Challenges immer dabei die Stoppuhr, die die Kandidatinnen und Kandidaten zu schweissgetriebenen Höchstleistungen anspornte. Am Ende konnte Corinne Venegas dem Zeitdruck standhalten und die Jury mit ihren Kochkünsten immer wieder überzeugen: «Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Adrenalinschübe wie während den Koch-Challenges, aber ich versuchte, stets ruhig zu bleiben und mich nicht aufzuregen, wenn etwas einmal nicht wie gewünscht lief», sagt sie. Mit ihrer besonnenen und humorvollen Art liess sie sich selbst dann nicht aus der Ruhe bringen, wenn sie in der Showküche alle Hände voll zu tun hatte und unter den kritischen Augen der Juroren oder «MasterChef»-Moderator Nik Hartmann über ihre Kreation ausgefragt wurde.

Noch mehr Wissen aneignen

Seit rund zwei Monaten arbeitet Corinne Venegas in der Küche des Restaurants Certo am Werdplatz. Dort steht sie für die kalte Küche und die Süssspeisen im Einsatz. Ihren beruflichen Werdegang startete sie allerdings mit einer Lehre zur Dekorationsgestalterin.

Da Kochen für sie aber schon immer eine grosse Leidenschaft war, stellte sie nach dem Sieg bei «MasterChef Schweiz» fest, dass das Jonglieren mit Geschmäckern für sie doch mehr als nur eine Leidenschaft ist und sie künftig professionell kochen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen möchte: «Ich merkte, dass ich mir im Bereich der Kulinarik noch viel mehr Wissen aneignen möchte und habe mich daher entschieden, voll in diesen Beruf einzusteigen», sagt Venegas. Zwischen ihren beruflichen Stationen nimmt sich Corinne Venegas aber auch viel Zeit für ihre Familie. Vor den Dreharbeiten zu «MasterChef Schweiz» reiste die alleinerziehende Mutter gemeinsam mit ihrem vierzehnjährigen Sohn zwei Monate nach Sri Lanka, wo sie ihre dort ­lebende Schwester besuchte. Ein Reisetraum, den sie sich und ihrem Sohn schon lange erfüllen wollte.

Auf die Frage, wieso gerade sie Masterchefin geworden sei, antwortet Corinne Venegas, dass neben dem fachlichen Know-how in der Küche natürlich auch immer eine Portion Glück dazugehöre. Punkten konnte sie aber vor allem mit ihrer kreativen Art zu kochen und mit viel Mut für Neues. So überzeugte sie in einer der Folgen mit einer abgewandelten Carbonara-Sauce, die sie jedoch nicht wie üblich an Spaghetti zubereitete, sondern der Jury ein mit einem Eidotter gefülltes Ravioli servierte, während sie die Zutaten der Carbonara wie Speck, Zwiebeln und Parmesan in einzelner Form auf dem Ravioli anrichtete. «Nach dieser Challenge habe ich mich selbst gefragt, wieso ich dieses Risiko eingegangen bin, denn es hätte genauso misslingen können.» Aber entgegen ihren Zweifeln war die Jury über ihre überraschende Neuinterpretation hocherfreut und lobte sie für ihren Mut, etwas Neues auszuprobieren. Während der Drehpausen nutzte Corinne Venegas die vorhandene Zeit, um ihr Teubner-Kochlexikon ausgiebig zu studieren: «Wenn mich etwas fasziniert und mich packt, kann ich mich damit stundenlang beschäftigen», sagt sie. Und so war wohl nicht zuletzt das unermüdliche Studium von Kochbüchern und Lexika einer der Gründe, wieso gerade sie am Ende der letzten Sendung die Nase vorn hatte.

Gewisser Leistungsdruck beflügelt

Anders als während der Zeit bei «MasterChef Schweiz», als sie während der Zubereitung ihrer Gerichte immer unter zeitlichem Druck stand, nimmt sie sich im Privaten gerne Zeit fürs Kochen, obwohl sie zugibt, dass sie einem gewissen Druck auch beim Kochen zu Hause nicht abgeneigt ist: «Manchmal brauche ich einen gewissen Leistungsdruck sogar, um das zu kochen, was ich mir vorgenommen habe.»

Die Zutaten für ihre private Küche holt sie sich vorher am liebsten am Markt in Altstetten oder am Wochenmarkt am Bürkliplatz. Eine besondere Schwäche hat sie für das Kochen italienischer Gerichte. So erstaunt es auch nicht, dass selbst gemachte Gnocchi an einer Gorgonzola-Sauce ganz oben auf der Liste ihrer Lieblingsspeisen stehen: «Wenn ich in Italien in den Ferien bin und hausgemachte Gnocchi auf der Speisekarte entdecke, muss ich nicht lange überlegen und bestelle diese», sagt Venegas freudig.

Durch ihre Teilnahme an der Kochshow und vor allem bei den Team-Challenges, wo mit anderen Kandidatinnen und Kandidaten gemeinsam gekocht wurde, hat sie gelernt, dass sich in der Küche viel um Teamarbeit dreht: «Wenn ich mit jemandem zusammen gekocht habe, hatte ich das Gefühl, ich sei doppelt so gut gewesen wie allein», sagt sie. In nächster Zukunft wird sie in Zusammenarbeit mit dem Haushaltsgerätehersteller Miele Kochkurse durchführen, in welchen sie ihr Können in der Küche weitergeben wird. Und natürlich darf sie sich als Gewinnerin von «MasterChef Schweiz» über einen brandneuen Peugeot 308 SW Plug-in Hybrid freuen. Die dafür notwendige Führerprüfung hat sie nämlich vor zwei Jahren bestanden.

Mit voller Konzentration auf Siegeskurs. Bild: Screenshot 3+
Lorenz von Meiss
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