Dennis Baumann
Was, wenn die Schweiz von einem Blackout betroffen ist? Was, wenn Cyberattacken die Infrastruktur angreifen? Wie ist die Schweizer Armee in Sachen Digitalisierung auf den Ernstfall vorbereitet? Diese und viele weitere Fragen liessen sich am Wochenende an der Armeeschau Connected beantworten
Für einmal standen Tür und Tor des Waffenplatzes Kloten-Bülach der gesamten Bevölkerung offen. Umfunktioniert zu einem Festgelände konnten Besucherinnen und Besucher auf dem Waffenplatz bei verschiedenen Ausstellern hinter die Kulissen blicken. Vom Familien-Parcours, der zum Ausprobieren der Militärausrüstung einlud, bis zur Vorführung der Diensthunde war für jeden etwas dabei. Ziel der Veranstaltung war es, der Bevölkerung zu zeigen, was die Armee zur Sicherheit der Schweiz beiträgt.
Gegen Blackout gerüstet
Das Gelände erstreckt sich über mehrere Kilometer hinweg von Kloten bis nach Bülach, wo sich die Parkplätze befanden. Dutzende Aussteller, ob von der Armee selbst oder aus der Privatwirtschaft, erwarteten rund 100 000 Besucherinnen und Besucher. Eines der ersten Highlights des Anlasses gab es gleich mehrmals am Tag zu sehen: die Arena, eine 30-minütige Show, die das Kommando Cyber vorstellt und demonstriert, wie sie im Ernstfall handelt. Die Arena, eine riesige, klimatisierte Halle, wurde mit einer Tribüne versehen und bot Platz für rund 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Zwei Moderatoren zeigten dort im Zusammenspiel mit einigen Filmsequenzen, was die Führungsunterstützungsorganisation Kommando Cyber leistet.
Mit einer immersiven Soundkulisse, mehreren Bildschirmen und Lichteffekten wurde das Publikum regelrecht in die Vorführung reingesogen und bekam die Hauptfunktion dieser neuen Dienstelle erklärt. So betreibt das Kommando Cyber die einsatzkritische Infrastruktur und kann selbst bei einem landesweiten Blackout die nötigsten digitalen Verbindungen aufrechterhalten. Dank über 3000 Kilometer Glasfaserkabel und Richtstrahlverbindungen sowie drei Rechenzentren sei die Datenübermittlung auch in einer Krisensituation gewährleistet, wird gesagt. Zivile Behörden und Blaulichtorganisationen könnten dann vom Militärnetzwerk Gebrauch machen. In Notsituationen geht es beim Kommando Cyber weiter darum, ein Bild der Gesamtsituation zu erstellen.
Auf spielerische Art und Weise demonstrierten die Moderatoren anhand eines fiktiven Beispiels, wie sie Informationen aus verschiedenen Quellen beschafft. In diesem Beispiel meldet die Stadtpolizei Basel dem Militär ein auffällig hohes Verkehrsaufkommen auf der Autobahn. Ein zweites Lagebild zeigte mithilfe von Radaraufnahmen den Luftverkehr. Das Publikum bekam dabei technische Gadgets zu sehen, wie etwa eine Augmented-Reality- Brille, die dem Benutzer weitere Informationen zum Gesehenen abbildet. Weiter zeigte die Show die Aufklärungsdrohne Black Hornet. Mit ihrer Grösse passt sie in jede Handfläche. Im fiktiven Szenario konnte sie mithilfe einer Wärmebildkamera Truppenbewegungen entlang der Schweizer Grenze feststellen.
Letztlich war auch das Publikum gefragt. Nicht nur technische Hilfsmittel, sondern auch die Bevölkerung wird als Informationsquelle benötigt. Jeder Sitzplatz in der Arena war mit einer Fernbedienung versehen und sobald der Schweinwerfer jemanden anleuchtete, sollte jener Zuschauer die Fernbedienung betätigen. Auf einer am Bildschirm projizierten Landkarte wurde das Drücken des Knopfes abgebildet, um zu sehen, wo die Meldung einging. Das Kommando Cyber fügt die einzelnen Lagebilder danach zu einem Gesamtbild zusammen. Ziel sei es, dass die Führungsorganisationen dadurch stets einen Wissens- und Entscheidungsvorteil habe, so die Moderatoren weiter.
Drohnen aus der Hand starten
Im Anschluss an die Show in der Arena zeigten die Aussteller vom Kommando Infanterie im Freien, wie Drohnen zur Aufklärung eingesetzt werden. Mit einer Liveübertragung auf einem grossen Bildschirm waren die Zuschauer hautnah dabei und sahen, wie die Drohne über das Gelände hinwegfliegt.
Über ein herkömmliches Smartphone verbunden mit einem Joystick lässt sich die Drohne Anafi fernsteuern. Sie verfügt über eine Distanz von bis zu zwei Kilometern und wird im Einsatz meistens auf Autopilot umgestellt. Während sie auf einer vordefinierten Route fliegt, können die Bodentruppen die Resultate der Aufnahmen fortlaufend auswerten.