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Zürich 2
15.02.2024
15.02.2024 14:27 Uhr

Der gelernte Uhrmacher baut kunstvolle Ministühle

Olivier Bollag (28) ist gelernter Uhrmacher und legt in seiner Kunst Wert auf Präzision.
Olivier Bollag (28) ist gelernter Uhrmacher und legt in seiner Kunst Wert auf Präzision. Bild: zvg
Als gelernter Uhrmacher braucht man ein Auge fürs Detail: Olivier Bollags bunte Werke sind von seiner Faszinationfür Präzision geprägt. Die Galerie Alex Schlesinger zeigt aktuell eine Auswahl seines Schaffens, darunter auch Ministühle.

Jeannette Gerber

In dieser Kunstgalerie wird es richtig farbenfroh: «Colorful Inspiration» – also farbige Inspiration – ist das Credo für die kommende Ausstellung des 28-jährigen Künstlers Olivier Bollag in der Galerie Alex Schlesinger. Alle seine Arbeiten sind von der lebendigen Welt der Farben sowie von der Präzision der Geometrie geprägt.

Wir fragten ihn anlässlich unseres Besuchs in der Galerie, wo er zusammen mit Galerist Alex Schlesinger die Ausstellung vorbereitete, wie er zu dieser Kunst gekommen sei. «In Zürich geboren, absolvierte ich bei Omega in Biel die Lehre zum Uhrmacher. Ich war immer schon von der Kunst und der Präzision fasziniert. Als professioneller Uhrmacher hat die Liebe zum Detail meinen künstlerischen Weg stark beeinflusst», erinnert sich Bollag. Es seien aber die zurückhaltenden Emotionen in den Gesichtern der Menschen, denen er täglich begegnete, die ihn dazu bewegten, seine Serie «Colorful Faces» (bunte Gesichter) umzusetzen.

«Jedes Gesicht hat einen anderen Charakter, und ich setze mit wenigen Strichen in bestimmten Farben die spezifischen Eigenschaften um. Beispielsweise bei dem Bild ‹Eveline›: Sie ist bei guter mentaler Gesundheit, und der starke ­Ausdruck im Gesicht vermittelt Selbstsicherheit. Die Striche für die Haare stellen Ausgeglichenheit dar», sagt Bollag. Die gewählten Farben und jeder Strich im Bild hätten eine Bedeutung. Die dabei ent­standenen farbenfrohen Bilder wurden als Museumsprint gedruckt und hinter Acryl­glas präsentiert.

Eine Selektion der Familie dieser Gesichter ist an der Reichman University in Herzlia (Israel) ausgestellt. «Mein Hintergedanke dabei war: die Kreativität der Studierenden zu steigern und in ihnen vielleicht einen Prozess in Richtung Glück und Freude anzuregen», fährt der Künstler fort.

Farben auf Linien reduziert

Bollag selbst zog 2016 nach Israel, studierte Kommunikation, Marketing und Unternehmertum am Interdisziplinären Zentrum in Herzlia, schloss mit dem Bachelor ab und machte anschliessend den Master in Organisationsverhalten und Entwicklung an der Reichman University in Herzlia. Während des Studiums lernte er seine spätere Frau, die an der gleichen Universität studierte, kennen. Sie heirateten 2021 und haben heute einen zehn Monate alten Sohn.

2021 belegte Bollag am MoMA (Museum of Modern Art) in New York einen Kurs über interaktives Betrachten und Gestalten von Ausstellungen.

Aus der Serie «Colorful Faces» resultierte die zweite, die «Colorful Motivation» (farbige Motivation). Als Weiterentwicklung werden die Farben aus den Gesichtern auf Linien und Formen reduziert und beispielsweise als farbige Balken wiedergegeben. Zur Illustration zeigte Bollag ein sogenannter «Epreuve d’Artiste», ­einen Abdruck des Originals, der während des Druckherstellungsprozesses erstellt wird. An der Wand hing bereits ein Bild dieser Serie.

«Von oben betrachtet ist die erste Linie die farbige Wiedergabe von Evelines Gesicht, die zweite das von Benjamin und die dritte das von Patrick und so weiter. Insgesamt sind die Farben von 18 Gesichtern auf 18 Linien zu sehen», so der 28-Jährige. Die gleiche Art, die Gesichter zu interpretieren, überträgt er auch auf geometrische Formen in Kreisen oder gemischt linear horizontal und vertikal. Auch eine Skyline wird zu sehen sein. Da sind die Farben vertikal angeordnet und durch die variierenden Höhen der einzelnen entsteht der Eindruck eines Panoramas.

Ministühle einzeln kaufen

In der bevorstehenden Ausstellung in der Galerie Schlesinger werden auch einige Arbeiten aus der Serie «Domino» gezeigt. Dafür sind auf dem Computer auf zwölf Farben reduziert Dominosteine entstanden, die Bollag dann auf Holzstückchen übertrug und daraus unter anderem kleine Holzstühle in attraktiven Farben selber zimmerte.

Die Ministühle können einzeln oder 50 davon als Gesamtkunstwerk in einem Rahmen erworben werden. Wobei jeder einzelne vom Künstler signiert und nummeriert und somit ein Unikat ist. Die Auflage ist limitiert. «Die meisten kaufen davon ein Paar, das sich farblich ergänzt oder kontrastiert», sagt Bollag. Auch auf Bildern platziert er die Holzstücke – er nennt sie Dominosteine – vertikal oder horizontal, das ergibt jeweils eine Skulptur in Bildformat.

«Ich wünsche mir, dass die Menschen die Inspiration dieser Werke in sich aufnehmen und in die Welt hinaustragen», erklärt der Künstler, nach dem Ziel seiner Kunst gefragt. Auffallend während dieses Gesprächs war, dass Olivier Bollag immer ein breites Lächeln auf dem Gesicht hatte. Seine positive Art wirkt ansteckend.

Vernissage: 29. Februar, 18 bis 20 Uhr. Ausstellung bis 30. März. Galerie Alex Schlesinger, Tödistr. 48.

Jeannette Gerber/Zürich24